Nachgefragt: Interview mit Matthias Fiedler

Jeden Monat stellen wir drei Fragen zur Fairen Woche an eine Person oder Gruppe aus der Fair-Handels-Bewegung.

In der dieser Ausgabe haben wir mit Matthias Fiedler, Geschäftsführer des Forum Fairer Handels gesprochen. Wir haben ihn gefragt, warum es gerade jetzt so wichtig ist, über Klimagerechtigkeit zu sprechen und was uns in diesem Jahr zu diesem Thema erwartet.

Lieber Matthias, warum ist es gerade jetzt so wichtig, dass die Fair-Handels-Bewegung 2023 einen besonderen Blick auf das Thema Klima und Klimagerechtigkeit wirft?

Es ist nicht „gerade jetzt“ wichtig, sondern war wichtig in der Vergangenheit und wird es in Zukunft bleiben. Die Klimakrise ist nur zu lösen, wenn wir sie als systemische Krise verstehen, die nicht irgendwann angefangen hat und irgendwann aufhören wird. Aber vielleicht ist 2023 dann doch ein besonderes Jahr, denn die vielen sich überlappenden Krisen zeigen gerade noch deutlicher, dass unser wachstumgetriebenes und profitorientiertes Wirtschaften ein Ende haben muss. Wenn es darum geht, zu zeigen, dass ein anderes Wirtschaften möglich ist, dann ist der Faire Handel ein gutes Beispiel dafür.

Welchen Beitrag leistet der Faire Handel heute schon zu Klimagerechtigkeit? 

Die Klimakrise ist zutiefst ungerecht, da die größten Verursacher sie am wenigsten spüren. Deshalb muss die soziale und historische Dimension der Klimakrise stärker in den Mittelpunkt rücken. Das macht der Faire Handel, indem er zum einen auf faire Handelsbedingungen mit benachteiligten Produzent*innen in der Lieferkette setzt und zum zweiten diese Produzent*innen bei Klima-Anpassungsmaßnahmen unterstützt. Denn im Globalen Süden ist die Klimakrise längst bittere Realität, die Millionen Menschen in Armut und Hunger treibt. Deshalb wird auch Unterstützung bei Klimaanpassung alleine nicht reichen, sondern es ist eine der großen Zukunftsaufgaben, die handels- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu verändern. Deshalb braucht der Faire Handel eine starke politische Stimme, die Alternativen formuliert und Veränderungen vorantreibt.

Was können wir denn im „Fair-Handels-Klimajahr“ 2023 erwarten?

Wir müssen uns 2023 darauf fokussieren, zu zeigen, dass der Faire Handel ein Teil der Lösung hin zu einer klimagerechten Welt ist. Faire Preise und gesetzliche Regelungen, die Wachstum und Profit eine klare Grenze setzen, all das wird 2023 noch wichtiger werden. Wir werden für ein starkes EU-Lieferkettengesetz streiten, unsere Mitglieder werden ihre Anstrengungen im Bereich Klima mit vielen Aktionen verstärken und wir werden noch deutlicher machen, wie sehr die soziale und ökologische Frage zusammen gedacht werden muss. Da gerade viele Menschen erkennen, dass unser derzeitiges Wirtschaftsmodell an seine Grenzen kommt und wir mit „billig und mehr“ nicht weiter kommen, bin ich optimistisch, dass 2023 das Jahr wird, in dem wir Alternativen zum bestehenden System in den Vordergrund stellen können und wichtige Schritte hin zu einer gerechten sozial-ökologischen Transformation machen. 

Vielen Dank für deine Einschätzungen, Matthias.

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