Die größte Aktionswoche des Fairen Handels in Deutschland

Nachgefragt: Interview mit Katrin Frank vom Forum Fairer Handel e.V.

Wir haben mit Katrin Frank vom Forum Fairer Handel (FFH) gesprochen. Dort ist sie Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und verantwortlich für die regelmäßig durchgeführte Verbraucher*innenbefragung.

Starten wir mit der spannendsten Frage: Wie häufig kaufen die Verbraucher*innen in Deutschland Produkte aus Fairem Handel?

Die Ergebnisse dieser Befragung in Bezug auf die Einkaufsgewohnheiten sind sehr ermutigend! Wir können sagen, dass sich der gelegentliche oder regelmäßige Kauf fair gehandelter Produkte offenbar im Einkaufsverhalten einer Mehrheit der Menschen etabliert hat und nur noch ein kleiner Teil überhaupt keine fair gehandelten Produkte kauft. Denn: Rund 70 Prozent der Verbraucher*innen in Deutschland greifen bei ihrem typischen Wocheneinkauf mindestens gelegentlich (37,9 %), häufig (23,0 %) oder sogar immer (8,9 %) zu fair gehandelten Produkten. Nur ein kleiner Teil der Menschen kaufen gar keine (6,9 %) oder nur sehr selten (15,6 %) Produkte aus Fairem Handel. Hier sei jedoch noch angemerkt: Das sagt noch nichts darüber aus, wie viele der Produkte aus Fairem Handel im wöchentlichen Einkaufskorb landen – das kann auch nur das wöchentliche Päckchen Kaffee sein. Wir hatten diesbezüglich schon Rückfragen von aufmerksamen Leser*innen, die anmerkten, dass die Ergebnisse der Verbraucher*innenbefragung im Widerspruch zu den Umsatzzahlen des Fairen Handels in Deutschland stünden, die wir ja auch jährlich erheben. Das zielt darauf ab, dass die Umsätze mit fairen Lebensmitteln in Deutschland gemessen am Gesamtumsatz des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels nach wie vor gering sind. Insofern ist diese Einordnung wichtig.
 
Was motiviert die Menschen dazu, faire Produkte zu kaufen?

Das ist eine gute Frage! Die Befragung zeigt, dass die Gründe für eine faire Kaufentscheidung vielfältig sind, denn keine der möglichen Antworten stach besonders hervor: Von etwa einem Drittel der Befragten wurden eine faire Entlohnung der Produzent*innen für ihre Produkte bzw. ihre Arbeit (33,7 %) und der Verzicht auf Kinder- und Zwangsarbeit bei der Herstellung (31,7 %) ausgewählt. Das sind genau die zwei Kernanliegen, die bei der Befragung auch von den meisten Menschen ausgewählt wurden, als es um ihr Grundverständnis vom Fairen Handel ging. Aber auch der Wille, sozial-, umwelt- und klimaverträgliche Produkte zu konsumieren (26,3 %), das Vertrauen darauf, dass die Erzeuger*innen vom Fairen Handel profitieren (25 %) und der Wunsch, die Ziele des Fairen Handels zu unterstützen (25 %), wurden von jeweils etwa einem Viertel der Menschen als Beweggründe genannt. Ich finde, der stolze Anteil derer, die fair einkaufen, weil sie wirklich nachhaltige bzw. klimaverträgliche Produkte genießen möchten, ist doch eine tolle Motivation für die vielen Engagierten im Rahmen der Fairen Woche.
 
Gibt es etwas Spannendes bzw. Neues in Bezug auf die Käufer*innen zu berichten?

Ja, und da gibt es auch eine Verbindung zur Fairen Woche. Wir haben uns ja in diesem Jahr mit unseren Partnern vorgenommen, die Perspektiven junger Menschen in Bezug auf den Fairen Handel und Klimagerechtigkeit in den Blick zu nehmen bzw. sie stärker einzubeziehen. Die Verbraucher*innenbefragung zum Fairen Handel 2023 zeigt, wie wichtig es ist, sie für den Fairen Handel zu begeistern und als Engagierte der Zukunft zu gewinnen. Denn bei näherer Betrachtung der verschiedenen Altersgruppen unter Käufer*innen von fairen Produkten zeichnet sich eine spannende neue Tendenz ab. Der Anteil der Käufer*innen, die bei jedem Wocheneinkauf mindestens ein fair gehandeltes Produkt kaufen (Kategorie „immer“) ist unter den 16-29-Jährigen (12,5 %) sowie den 30-39-Jährigen (17,1 %) deutlich größer als in allen drei höheren Altersgruppen (40-49, 50-59, 60-75, zwischen 5,1 % und 5,5 %). Umgekehrt gilt, dass in der jüngsten Altersgruppe (16-29) der kleinste Anteil derjenigen zu finden ist, die angeben, nie fair gehandelte Produkte zu kaufen (3,7 %) und dass dieser signifikant kleiner ist als in den mittleren Altersgruppen von 40-49 (9,9 %) und 50-59 (9,2 %). Es lässt sich also durchaus sagen: Für jüngere Menschen scheint es selbstverständlicher zu sein, fair gehandelte Produkte in den Einkauf zu integrieren.

Liebe Katrin, vielen Dank für das Gespräch.

Ausführlichere Informationen über die Verbraucher*innenbefragung zum Fairen Handel 2023 erhalten Sie hier.

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