Nachgefragt: Interview mit Georg Knipping

Jeden Monat stellen wir drei Fragen zur Fairen Woche an eine Person aus der Fair-Handels-Bewegung.

In der aktuellen Ausgabe sprechen wir mit Georg Knipping. Er ist stellvertrender Vorstandsvorsitzender der Christlichen Initiative Romero e.V. und seit vielen Jahren als Fair-Handels-Berater für das Münsterland tätig.

Lieber Georg, auch in Münster gab es in den vergangenen Jahren viele Aktionen zur Fairen Woche. Welche Bedeutung hat die Faire Woche für dich?

Die Faire Woche ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil im Kalender. Vor allem in den Anfangsjahren haben wir hier in Münster Veranstaltungen zusammen mit den Weltläden durchgeführt. Das Besondere an der Fairen Woche war für mich in den Anfangsjahren vor allem die Begegnungen mit den Rundreisegästen. Die Möglichkeit, sich direkt mit den Menschen austauschen zu können, die die Produkte herstellen, hat mich immer wieder motiviert und für viele schöne Erlebnisse gesorgt.

Im Laufe der Jahre sind mehr und mehr aktuelle Themen in den Fokus gerückt und wir haben mit einem Bündnis aus Weltläden, Gewerkschaften und der CIR zum Beispiel viele Aktionen zum Lieferkettengesetz in Münster gemacht.

Im nächsten Jahr wird sich die Faire Woche mit menschenwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen am Beispiel der Textil-Lieferkette beschäftigen. Die CIR, bei der du stellvertr. Vorstandsvorsitzender bist, arbeitet schon länger zu dem Thema. Welche besondere Herausforderungen gibt es in der Textil-Lieferkette im Vergleich zu anderen Branchen?

Die Lieferkette im Textilbereich ist sehr komplex - vom Baumwollanbau und dessen Verarbeitung über Nähen und Konfektionieren bis hin zur Veredelung der Kleidung: Ein T-Shirt resit einmal um die ganze Welt, bevor es bei uns im Geschäft landet. Dabei kommt es immer wieder zu massiven Menschenrechtsverletzungen und Umweltkatastrophen. In Sri Lanka arbeiten Näher*innen z. B. über 80 Stunden in der Woche und bekommen dafür nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn. Aber auch die Umweltauswirkungen sind verheerend. Beim Baumwollanbau gibt es einen hohen Einsatz von Pestiziden und Insektiziden und es kommt zu Wasserverschmutzung durch Veredelungsprozesse.

Die Modeindustrie ist wahnsinnig schnelllebig, die großen Modehäuser bringen im Jahr bis zu 24 verschiedene Kollektionen in die Geschäfte. Weil deshalb immer schneller günstige Kleidung hergestellt werden muss, wird der Preis- und Zeitdruck an die Näher*innen am Anfang der Lieferkette weitergegeben.

Welche Tipps hast du für einen nachhaltigen und fairen Textil-Konsum?

Es gibt viele Möglichkeiten beim Konsum auf nachhaltige und faire Aspekte zu achten. Ein paar Beispiele:

  • weniger (neue) Kleidung kaufen, stattdessen recyceln und reparieren
  • Second Hand kaufen oder am Kleidertausch teilnehmen
  • Kleidung kaufen, die unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde
  • sich informieren und dafür einsetzen, dass sich die politischen Rahmenbedingungen ändern!

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