Produzentenbesuche 2017

Den Höhepunkt der Fairen Woche 2017 bildeten die Produzent*innenbesuche, in deren Rahmen Vertreter*innen von Handelspartnern zu einer Rundreise eingeladen werden. Sie hielten bundesweit Vorträge, besuchten Veranstaltungen und führten Gespräche mit Politiker*innen und Journalist*innen.

Fida Abdallah und Ibtissam Musa von Canaan Fair Trade aus Palästina

Die Fairhandelsgenossenschaft dwp eG lud vom 16. bis 23. September 2017 Fida Abdallah und Ibtissam Musa von ihrem langjährigen Partner Canaan Fair Trade aus Palästina ein, um vor allem bei Weltläden Station zu machen.

Fida wuchs in einer kleinbäuerlichen Familie im Westjordanland auf, hat ihren Abschluss im Fachgebiet Buchhaltung an der Universität von Jenin gemacht und leitet nun den Vertrieb der handwerklich hergestellten Produkte. Während der Fairen Woche wird Fida von Ibtissam begleitet. Ibtissam lebt ebenfalls im nördlichen Westjordanland und produziert zusammen mit 20 weiteren Frauen der Dair Ballout Genossenschaft jährlich rund zwei Tonnen Maftoul (palästinischer Couscous) an Canaan Fair Trade. Dadurch schafft sie es ein Auskommen zu haben, von dem sie und ihre Familie leben können und die Schulausbildung der Kinder gesichert ist. Nun ist sie zum nächsten Schritt bereit: "Es geht mir darum, palästinensischen Frauen einen festen Platz in der Gesellschaft zu verschaffen - als die starken, unabhängigen, kreativen und stolzen Menschen, die wir sind."

Auf ihrer Reise haben die beiden Frauen vor allem in Weltläden Station gemacht und den Besucher*innen aus erster Hand über die Erfolge, Herausforderungen und Perspektiven der Kleinbauernfamilien in Palästina berichtet.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Fida und Ibtissam.

Satyendra Khadgi vom Kumbeshwar Trading Centre in Nepal

El Puente hat dieses Jahr einen Produzentenvertreter der Kumbeshwar Technical School aus Nepal eingeladen. Satyendra Khadgi ist Geschäftsführer des Kumbeshwar Trading Centre in Nepal, das sich um die Vermarktung und den Export der handgefertigten Produkte der Kumbeshwar Technical School kümmert. Zu dem Sortiment zählen zum Beispiel Strickaccessoires und Silberschmuck. Auf seiner Rundreise durch Deutschland hat Khadgi in Weltläden, Schulen und Aktionsgruppen von den Ausbildungsprogrammen von KTS und der Situation nach dem schweren Erdbeben von 2015 berichtet: "Ich freue mich sehr, viele Fairhandels-Engagierte zu besuchen und sie dabei zu unterstützen, den Fairen Handel in der deutschen Gesellschaft noch bekannter zu machen."

Mario Schwaab von Schwaab Company aus dem brasilianischen Amazonasgebiet

Der Regenwaldladen erhielt vom 14. bis 30.9.2017 Besuch von Mario Schwaab.
Mario ist Partner der ersten Stunde des Regenwaldladens. Seit 2003 gibt es ein gemeinsames, bewegtes "Auf und Ab" Seite an Seite. Mario ist Bindeglied zu vielen Sammlergemeinschaften in den Regenwäldern, die seine kleine Manufaktur mit den nötigen Rohstoffen (Öle und Fette, gepresst aus den Samen und Früchten von Regenwaldbäumen) versorgen. Gemeinsam mit ihm werden Rezepturen für Körperpflegemittel entwickelt, die dann alle lokal hergestellt werden. Die komplette Wertschöpfung vor Ort schafft und sichert Arbeitsplätze auch außerhalb der Rohstoffgewinnung und der Manufaktur, z.B. in einer Druckerei, für Boten- und Transportdienste, Verpackungshersteller und in Grafikbüros.

Der Fokus seiner Arbeit liegt neben dem Export mittlerweile auf der Eroberung der lokalen Märkte:
Bis 2013 gingen die von Mario Schwaab hergestellten Produkte ausschließlich in den Export nach Deutschland. Seither werden die entwickelten Produkte auch auf dem lokalen und nationalen Markt verkauft. Hauptsächliches Problem dabei: Die Mittelschicht-Brasilianer, die sich die vergleichsweise teureren Regenwaldprodukte leisten könnten, kaufen Körperpflegeprodukte aus der "Ersten" Welt. Diese sind Statusprodukte, obwohl qualitativ deutlich schlechter als die Naturprodukte aus der Schwaabschen Manufaktur. Dazu kommt, dass der Regenwald in den städtischen Zentren außerhalb Amazoniens alles andere als positiv besetzt ist (lebensfeindliche Wildnis, die gezähmt, also abgeholzt werden muss) und ein fehlendes Umweltbewusstsein in weiten Teilen der Bevölkerung.

Sandra Palacio Martínez und Sol Maria Toro aus Kolumbien

Passend zum Coffee Fairday begrüßte TransFair e.V. Sandra Palacio Martínez als Kaffeeproduzentin und Geschäftsführerin der Kaffeekooperative COOAGRONEVADA in Begleitung von Sol Maria Toro als Vertreterin der CLAC, dem Fairtrade-Produzentennetzwerk für Kleinbauernkooperativen in Lateinamerika und der Karibik.

Auf ihrer zweiwöchigen Rundreise vom 15. – 29. September berichteten sie von der Arbeit der CLAC mit 50% Stimmbeteiligung am System, Empowerment im Süden, wie Fairtrade strukturell aufgebaut ist und stellten dazu exemplarisch die Arbeit einer Kaffee-Kooperative vor. Gleichzeitig war der Besuch für die Gäste eine Chance, die Fair-Handels-Bewegung in Deutschland kennenzulernen und diese Erfahrungen und Eindrücke in die Heimat mitzunehmen.

Goldschmied Omar Hurtado aus Kolumbien

GLOBO bekam zur diesjährigen Fairen Woche sieben Tage lang Besuch von Omar Hurtado aus Kolumbien. Er produziert Replikate des Goldschmucks aus dem Museo de Oro in Bogotá. Während der Rundreise sprach er über die positiven Perspektiven, die durch den Fairen Handel in seiner Region entstanden sind.
Weitere Informationen finden Sie hier.

 

Vertreter*innen der Kleinbauernkooperative UROCAL aus Ecuador

BanaFair hatte zwei Gäste vom Kleinbauernverband UROCAL aus Ecuador zu Besuch. Sie sprachen über die Perspektiven, die der Faire Handel den Kleinbäuer*innen vor Ort eröffnet.

Weitere Informationen zu UROCAL

 

Stanley Maniragaba aus Uganda

Zur Fairen Woche hat die GEPA Stanley Maniragaba eingeladen: Der Betriebsleiter bei ACPCU aus Uganda hat die GEPA vom 13. bis 22. September zu verschiedenen Events in der Fairen Woche begleitet. Passend zum diesjährigen Themenschwerpunkt "GEPA-Kaffee: Echt fair!" hat die GEPA 2017 den Bio Espresso Kampala von ACPCU auf den Markt gebracht, einen 100-prozentigen Bio Robusta-Kaffee, der seit Anfang des Jahres die Linie der GEPA Café Raritäten bereichert.

"Durch den Fairen Handel können wir unseren Farmern einen guten Preis zahlen", sagt Stanley Maniragaba. Davon würden die Kaffeebäuerinnen und -bauern enorm profitieren: "Sie können Schulgebühren für ihre Kinder zahlen und medizinische Dienste in Anspruch nehmen." So entstand bei ACPCU eine große Krankenstation, deren Bau u.a. durch den Fairen Handel möglich war. Dort arbeitet ein Arzt, der regelmäßig Sprechstunde für die Bäuer*innen aus der Region abhält. Wegen der Preisgarantien im Fairen Handel haben die Produzenten auch mehr Planungssicherheit und können z.B. Darlehen beantragen, weil sie wissen, dass sie einen guten Preis bekommen werden.

Die GEPA bezahlt ACPCU für besonders hohe Robusta-Qualitäten zusätzliche Qualitätszuschläge, also deutlich mehr, als nach den Standards von Fairtrade International vorgesehen ist. "Die Qualitätssicherung spielt bei uns eine besonders wichtige Rolle, denn wir wollen erstklassigen Kaffee an unsere Partner in Europa liefern", sagt Stanley. Die Kaffeebohnen sind sonnengetrocknet und werden bei unserem Partner noch einmal von Hand verlesen. So erhält die GEPA von ACPCU absolute Spitzenqualität. "Wir vertrauen darauf, dass die Konsumentinnen und Konsumenten in Europa mit unserem Kaffee zufrieden sind", so Stanley Maniragaba. Seit 2013 stellen die Bäuerinnen und Bauern von ACPCU ihren Kaffeeanbau außerdem auf "bio" um.

Jedoch betont er im Video zur GEPA-Veranstaltung über Klimagerechtigkeit "Climate First", welche Auswirkungen der Klimawandel für die Kaffeeproduzenten von ACPCU mit sich bringen: "In den letzten Jahren haben sich die Jahreszeiten verändert: Es regnet, wenn es nicht regnen sollte. Wenn es aber regnen sollte, dann regnet es nicht. Folglich erleiden die Bauern Verluste. Dabei verlieren sie teilweise nicht nur ihre Ernten, sondern auch Einkommen und Nahrung, denn die Ernährungssicherheit ist auch ein Problem", so Stanley Maniragaba.

Weitere Hintergrundinfos zum GEPA-Handelspartner ACPCU finden Sie hier.
In den Porträts lernen Sie die Kaffeebäuerinnen und -bauern kennen, die den Bio Espresso Kampala in Uganda anbauen.

 

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