Nachgefragt: Isabel Kurth von der Naturschutz Jugend

In der heutigen Ausgabe unserer Interview-Reihe haben wir mit Isabel Kurth gesprochen. Isabel ist 23 Jahre alt, studiert Meteorologie und Politikwissenschaften und engagiert sich für Klima- und Naturschutz. Sie ist Mitglied der Naturschutzjugend (NAJU), der Jugendorganisation des Naturschutzbundes. Als Teil der deutschen Jugenddelegation war sie im Herbst 2024 auf der Weltnaturkonferenz der Vereinten Nationen in Kolumbien.

 

 

 

 

Liebe Isabel, was bedeutet Vielfalt für dich und was bedeutet sie im Naturschutz?

Bei Vielfalt denke ich an einen Wald mit alten, hohen Bäumen, eine Wiese mit unzähligen Insekten, Pflanzen und Vögeln, ein Korallenriff, hohe Berge, den Ozean, die Arktis. An all die einzigartigen Lebensräume und Arten, die miteinander und mit uns verknüpft sind. Vielfalt bedeutet eigentlich alles für uns, denn ohne sie könnten wir Menschen nicht überleben. Ein vielfältiges Ökosystem ist widerstandsfähiger gegen Bedrohungen wie den Klimawandel. Jede Art übernimmt verschiedene Aufgaben, alles hängt miteinander zusammen und ist voneinander abhängig. Auch wir. Die Natur schenkt uns Nahrung, Luft, Wasser, Medizin, Rohstoffe, Erholung… Deshalb ist es auch so wichtig, diese Vielfalt zu schützen und dort wiederherzustellen, wo wir sie bereits zerstört haben. Es reicht nicht, einen abgeholzten Wald mit Fichten wiederaufzuforsten. Erst, wenn ausreichend verschiedene Arten zurückgekommen sind, kann ein Ökosystem funktionieren. Außerdem ist es wichtig und wertvoll, dass die Menschen, die sich für die Natur einsetzen, vielfältig sind und mit verschiedenen Ideen, Werten, Sicht- und Herangehensweisen die Natur schützen. Ein Mensch in den Anden Südamerikas hat vielleicht eine ganz andere Sicht auf die Natur als jemand aus Deutschland, junge Menschen haben andere, neue Ideen, Ältere bringen Erfahrungen und Wissen mit… Je vielfältiger die Natur um uns herum ist, je mehr Menschen sich zusammen dafür einsetzen, desto besser:)
 

Seit wann bist du bei der Naturschutzjugend aktiv, und welche Aufgaben übernimmst du dort?

Mitglied in der Naturschutzjugend bin ich seit knapp zwei Jahren. Seit letztem Jahr bin ich Teil der sechsköpfigen Voice for Biodiv-Delegation, der von der NAJU organisierten deutschen Jugenddelegation zur Weltnaturkonferenz (COP16) der Vereinten Nationen. Dort verhandeln Vertreter fast aller Länder über Biodiversität und Naturschutz. Wir haben uns inhaltlich vorbereitet, mit Mitgliedern der deutschen Delegation gesprochen und uns mit anderen Jugend- und Natur-NGOs vernetzt. Vor Ort haben wir dann die Verhandlungen mitverfolgt und über Social Media Menschen in Deutschland davon berichtet. Jetzt gehen wir auf Deutschlandtour und sprechen auf Festivals, in Schulen und Verbänden über Artenvielfalt, die Naturkrise und die Weltnaturkonferenz.

 

Gab es ein besonderes Erlebnis, das dich in deinem Engagement besonders geprägt oder begeistert hat?

Ich kann da gar kein einzelnes Erlebnis nennen, es sind eher viele kleine, ganz unterschiedliche Momente, die mich motivieren oder wütend machen. Ich habe ein halbes Jahr in der Arktis gelebt und studiert und gesehen, wie mir diese wunderschöne Landschaft mit ihren einzigartigen Ökosystemen vor den Augen weggeschmolzen ist. Dann gibt es wieder Momente, in denen ich in der Natur bin, Vögel singen höre, Tiere beobachten kann, die Sonne sehe, Blätter oder Wellen rauschen höre. Momente, in denen ich einfach ein Teil der Natur sein kann, die mich bewegen und mich daran erinnern, wofür wir, so viele Menschen in den verschiedensten Organisationen und Ländern, uns jeden Tag einsetzen. Wir haben so viel zu gewinnen, wenn wir unsere Natur schützen.

 

Können sich alle bei euch engagieren, die Lust haben? Falls ja, wie kann man mitmachen?


Ja, auf jeden Fall, alle sind willkommen! Am einfachsten ist, denke ich, der Einstieg in den NABU- und NAJU-Gruppen vor Ort. In vielen Orten gibt es Kindergruppen schon für die Jüngsten. Bis 27 Jahre kann man dann bei der NAJU mitmachen, danach in den NABU-Gruppen. Je nach Ort gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten sich zu engagieren: praktischer Naturschutz im Freien, Kindern auf Freizeiten etwas über Artenvielfalt und Naturschutz beibringen, politische Arbeit, Öffentlichkeitsarbeit… Oder man nimmt an einzelnen Workshops oder Projekten teil, und bewirbt sich z.B. für die Voice for Biodiv-Delegation. Da ist meistens für jeden etwas dabei. Und es macht Spaß, selbst mehr zu lernen, Wissen weiterzugeben, draußen zu sein und ein bisschen etwas dazu beizutragen, unsere Natur zu schützen!

 

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