Nachgefragt: Interview mit Claudia Brück
Jeden Monat stellen wir drei Fragen zur Fairen Woche an eine Person oder Gruppe aus der Fair-Handels-Bewegung.
Für diese Ausgabe haben wir mit Claudia Brück von Fairtrade Deutschland gesprochen. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie daran, den Handel fairer zu gestalten – zunächst als Referentin, seit 2016 als Vorständin bei Fairtrade Deutschland. Als eines von drei Vorstandsmitgliedern verantwortet sie die strategische Kommunikation und Politikarbeit der gemeinnützigen Organisation.
Liebe Claudia, widersprechen sich Klimagerechtigkeit und Fairer Handel nicht? Immerhin kommen Produkte wie Rosen, Blumen oder Kakao von weit her.
Die Klimabilanz eines Produktes hängt ja nicht allein am Transport. Auch die Anbausituation spielt eine Rolle. Also wieviel Dünger oder Energie braucht es für den Anbau? Sind die klimatischen Bedingungen günstig oder muss ein Treibhaus aufwändig beheizt werden? Produkte aus Fairem Handel haben hier in der Regel einen Vorteil. Schnittrosen sind dafür ein gutes Beispiel: Trotz des langen Fluges haben Fairtrade-Rosen aus Ostafrika eine bessere CO2-Bilanz als Gewächshausrosen aus den Niederlanden – einfach weil die Wetterbedingungen in Ostafrika ideal sind. Zusätzlich profitieren Produzent*innen von langfristigen Handelsbeziehungen und der Fairtrade-Prämie, einem finanziellen Aufschlag für Gemeinschaftsprojekte. Für viele Produkte gibt es zudem Mindestpreise. All das macht es möglich, dass sie auf den Klimawandel reagieren und in entsprechende Maßnahmen investieren können.
Es ist bekannt, dass Frauen im Globalen Süden stärker vom Klimawandel betroffen sind als Männer. Wie kommt das?
In einigen Regionen führt der Klimawandel beispielsweise zu Wetterextremen wie Wassermangel und damit zu einer Verschlechterung der Ackerböden. Das wirkt sich negativ auf die Erträge aus. Die Folgen sind ein geringeres Einkommen für die Familie und im schlimmsten Fall Hunger und Armut. Frauen sind davon besonders betroffen: in vielen Ländern werden sie rechtlich benachteiligt und haben keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu finanziellen Mitteln. Dadurch leiden sie besonders unter Armut. Auch der Zugang zu Bildung wird in Krisenzeiten eher Mädchen als Jungen verwehrt. Bei Dürren sind es häufig Frauen, die weite Strecken zur Wasserquelle laufen müssen.
Wie unterstützt der Faire Handel Frauen beim Thema Klimagerechtigkeit?
Die Förderung von Frauen ist fest in den Fairtrade-Standards, also den Spielregeln des fairen Handels, verankert. Es gibt beispielsweise „Gender Committees“, die sich explizit um die strukturelle Benachteiligung von Frauen kümmern und diese adressieren. Zusätzlich gibt es verschiedene Projekte und Programme, die Frauen beim Thema Klimagerechtigkeit unterstützen: Etwa die Klimaakademie oder die „Women‘s School of Leadership“. In der „Women’s School of Leadership“ lernen die Frauen unter anderem ressourcenschonendere Anbaumethoden kennen. Ziel ist es, dass sie zum einen auf Klimaveränderungen reagieren können und zum anderen wirtschaftlich unabhängiger werden.
Liebe Claudia, vielen Dank für das Gespräch.