Nachgefragt: Interview mit Claudia Brück

Jeden Monat stellen wir drei Fragen zur Fairen Woche an eine Person aus der Fair-Handels-Bewegung.

In dieser Ausgabe sprechen wir mit einer engagierten Frau im Fairen Handel: Claudia Brück, Vorständin "Kommunikation, Politik und Kampagnen" bei Fairtrade Deutschland. Claudia hat vor 20 Jahren die Idee zu einer gemeinsamen Aktion der Fair-Handels-Akteure ins Leben gerufen. Daraus hat sich die größte Aktionswoche des Fairen Handels in Deutschland entwickelt: die Faire Woche.
 

Seit wann engagierst du dich für den Fairen Handel?

Meine Mutter hat früher im Weltladen gearbeitet. Ich bin quasi mit Nica Kaffee, dem Solidaritätsgetränk der 80er-Jahre und dem Symbol der Fair-Handels-Bewegung, groß geworden. Die ersten Einkäufe, Geburtstagsgeschenke für Freundinnen und Freunde, habe ich entsprechend im Weltladen gekauft. Als Teenagerin bin ich dann selbst ehrenamtlich aktiv geworden und habe nach dem Gottesdienst fair gehandelten Kaffee im Gemeindesaal verkauft. In der Schule haben wir einen fairen Kaffee-Vertrieb im Pausenraum der Oberstufe organisiert. Klein aber fein. Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Nach dem Abitur stand daher schnell fest, dass ich Regionalwissenschaftlerin für Lateinamerika werden würde. Zwei Jahre lang habe ich im Ausland studiert, bin quer durch Lateinamerika gereist, habe in Argentinien, Chile, Uruguay, Bolivien und Peru gelebt. Das Beste an diesem Studium: Man wird wirklich umfassend ausgebildet. Am Ende stehen einem keine oder eben alle Türen offen – je nachdem, was man daraus macht. Für mich war klar: Ich wollte lieber eine sinnvolle Arbeit, die mich erfüllt als einen sicheren, aber langweiligen Job. Also bin ich aus der gut bezahlten Medienbranche zu TransFair gewechselt.

Unglaubliche 20 Jahre lang gibt es die Faire Woche schon. Gibt es ein Jahr, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist? 

An die erste Faire Woche erinnere ich mich tatsächlich sehr gerne zurück: An die Zusammenarbeit mit den vielen Fair-Handels-Häusern und Aktiven, den Pressetermin mit der damaligen Entwicklungsministerin Heidemarie Wiezorek-Zeul in der Bundespressekonferenz oder an das Frühstück mit den Kölner Tatortkommissaren – das war einfach großartig. Damals haben wir gemerkt, wie wichtig der direkte Kontakt zwischen Produzent*innen und Bürger*innen für die Kampagne ist, und angefangen, Rundreisen zu organisieren. 2014 sind wir beispielsweise gemeinsam mit Schauspieler Hannes Jaenicke und Bananenbauern aus Peru im knallgelben Schulbus von Hamburg nach München getourt. Ein klares Highlight war auch der Kongress "Fair begegnen – Fair gestalten", den wir 2019 veranstaltet haben. Über 1.000 Gäste sind an den drei Tagen ins Kölner E-Werk gekommen und haben gemeinsam mit uns über die Zukunft des Fairen Handels diskutiert.
Wenn ich darüber nachdenke, gibt es eigentlich in jedem Jahr etwas, das mir in Erinnerung geblieben ist: Sei es das Kochevent mit Starkoch Johann Lafer, die Eröffnung der Fairen Woche vor dem Kanzleramt in Berlin oder in den Markthallen in Kreuzberg oder in der kolumbianischen Botschaft, wo es um die Abschaffung der Kaffeesteuer für fair gehandelten Kaffee ging.

Am 08. März ist Weltfrauentag. Warum ist die Förderung von Frauen im Fairen Handel so wichtig?

Der Handel ist prinzipiell eine sehr männerdominierte Szene. Und auch in Ländern des Globalen Südens sind die Rollen oft noch immer klar verteilt: Obwohl Frauen einen großen Teil der landwirtschaftlichen Arbeit leisten, werden sie in der Regel von betriebswirtschaftlichen Entscheidungen ausgeschlossen. In vielen Ländern ist es für Frauen nicht einmal möglich, eigenes Land zu besitzen. Selbst in unseren Fairtrade-Organisationen sind die Geschäftsführenden meist männlich. Hier müssen wir diverser werden und mit gutem Beispiel vorangehen. Aus diesem Grund hat Fairtrade 2016 eine eigene Gender-Strategie verabschiedet. Diese verpflichtet alle Fairtrade-zertifizierten Betriebe und Organisationen dazu, den Beschäftigten die gleichen Chancen zu ermöglichen. Mithilfe von Gender-Komitees und Schulungen werden Frauen in den Organisationen gezielt gefördert, damit sie sozial, finanziell und physisch selbstbestimmt handeln können. Das kommt auch den Familien zu Gute: Denn während Frauen ihr verdientes Geld etwa zu 90 Prozent für die Ernährung der Familie und die Ausbildung der Kinder verwenden, sind es bei den Männern nur 30 Prozent.

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