Nachgefragt: Interview mit Behgol Pashm Foroush

Für diese Ausgabe haben wir mit Behgol Pashm Foroush (alle Pronomen) gesprochen. Sie studiert Ökologie, Evolution und Biodiversität im Master und arbeitet im Nachhaltigkeitsbüro an der Goethe Universität Frankfurt am Main. Sie kämpft für mehr Klimagerechtigkeit weltweit und setzt sich für die soziale und ökologische Transformation an ihrer Hochschule, aber auch in der Gesellschaft ein.

Was sind deiner Meinung nach die Punkte, die beim Thema Klimagerechtigkeit im öffentlichen Diskurs zu kurz kommen?

Ganz klar - der Ursprung der Forderung nach Klimagerechtigkeit! Der öffentliche Diskurs lässt Menschen glauben, dass diese Forderungen mit jungen Klimabewegungen in Deutschland und in Europa angefangen haben. Was natürlich nicht stimmt! Kennen Sie die Bali-Prinzipien? Von welchen Geschichten der Umweltgerechtigkeitsbewegung aus dem Globalen Süden haben Sie bereits gehört? Welche Widerstandsgeschichten der Schwarzen oder indigenen Umweltaktivist*innen sind Ihnen bekannt? Wussten Sie, dass Klimawandel mit dem Kolonialismus angefangen hat und nicht mit der Industrialisierung? Wenn Sie sich auf die Suche nach Antworten zu diesen Fragen begeben, werden Sie selbst merken, welche Punkte, Themen und Stimmen zu kurz kommen!

Wie können wir dem entgegenwirken?

Indem wir Widerstands- und antikoloniale Kämpfe von Bi*PoCs sichtbar machen. Sich mit dem Thema (Neo-)Kolonialismus und dessen Auswirkung auf heutige Gesellschaften beschäftigen. Das könnte am Anfang anstrengend, mit Abwehrverhalten und Schuldgefühlen verbunden sein. Aber es ist in unserer Verantwortung, uns weiterzubilden, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen, das eigene Denken und Handeln zu reflektieren, zuzuhören und zu lernen.

Wie gehören Klimagrechtigkeit und Fairer Handel für dich zusammen?

Ressourcenausbeutung findet bis heute statt. Kapitalismus fördert diese Ausbeutung! Ein fairer Handel bedeutet für mich ein Handel, der auf die Umwelt, Erhalt der Biodiversität und der natürlichen Ressourcen einen großen Wert legt. Kein Mensch soll in dem Prozess eines fairen Handels ausgebeutet oder benachteiligt werden. Wir sind aber leider weit weg von dieser Utopie. Die Kosten des Lebensstils weißer Menschen tragen immer noch Bi*PoCs und marginalisierte Menschen. In Klimagerechtigkeitsbewegungen fordern wir, dass die Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen gestoppt werden.

Was kann jede*r von uns für mehr Klimagerechtigkeit weltweit tun?

Wir müssen aus diesem Teufelskreis ausbrechen! Es ist dabei sehr wichtig, inklusiv zu denken. Menschen, die von verschiedenen Diskriminierungsformen betroffen sind, sind verwundbarer als andere gegenüber den Folgen des Klimawandels. Zugleich sitzen sie seltener in Entscheidungspositionen zu Klimaschutzmaßnahmen. Wir müssen gegen diese Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten aufstehen und diese in den Mittelpunkt stellen. Wir müssen aufhören, Diskriminierungen zu reproduzieren und stattdessen gegen das patriarchale System und die koloniale Kontinuität ankämpfen. Bio-Einkäufe allein können unsere Welt leider nicht retten.

Liebe Behgol Pashm Foroush, vielen Dank für das Gespräch!

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