Grußwort der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze zur Fairen Woche 2023

Liebe Leser*innen, liebe Freund*innen des Fairen Handels,

im Sport nutzen wir das Wort „fair“, wenn es darum geht, entsprechend der geltenden Spielregeln miteinander im Wettkampf zu stehen. „Fair Play“ ist hier der Grundsatz. Was aber, wenn diese Spielregeln an sich schon unfair sind?

Seit über 50 Jahren tritt die Fair-Handels-Bewegung dafür ein, dass die Menschen am Anfang der Lieferkette unter guten Bedingungen arbeiten können – auf den Kakaoplantagen in Ecuador, in den Kobaltminen im Kongo oder in den Textilfabriken in Pakistan. Dabei geht es der Bewegung darum, nicht nur punktuell zu verändern. Stattdessen will sie die Weltwirtschaft strukturell umformen, hin zu einer gerechten, zu einer fairen Globalisierung. Es geht ihr darum, die Spielregeln zu verändern. Es geht um echtes Fair Play auf der Weltbühne.

Und auch ich finde: Die Globalisierung muss allen Menschen weltweit zugutekommen. Um die Globalisierung wirklich fair zu gestalten, braucht es vor allem ein faires Handelssystem. Das ist das Schlüsselelement. Deutschland und die Europäische Union gehen in die richtige Richtung: mit Gesetzen, die sicherstellen, dass Menschenrechte und die Umwelt entlang der gesamten Lieferkette geschützt werden. Ein wichtiger Schritt dafür war das deutsche Lieferkettengesetz, das Anfang des Jahres in Kraft getreten ist. Ein Gesetz, das die deutschen Unternehmen in die Pflicht nimmt, deren Lieferketten oft transnational über den gesamten Globus gespannt sind.

Aber Handelsbeziehungen mit Deutschland sind nur ein Bruchteil der globalen Handelsbeziehungen. Deswegen ist es so wichtig, dass große Wirtschaftsräume wie die Europäische Union sich ebenfalls dazu verpflichten, die Menschen entlang der Lieferketten transnationaler Unternehmen zu schützen. Deshalb setze ich mich bei den Verhandlungen um das EU-weite Lieferkettengesetz zum Beispiel dafür ein, dass existenzsichernde Löhne darin verankert werden. Damit die Menschen am Anfang der Lieferkette von ihrem Lohn auch wirklich leben können.

Mit dem Thema Klimagerechtigkeit setzt die Faire Woche dieses Jahr genau den richtigen Schwerpunkt. Denn auch hier sind die Spielregeln bislang nicht besonders fair: Die Ursachen des Klimawandels liegen – historisch betrachtet – vor allem im Globalen Norden. In den traditionellen Industriestaaten. Die Auswirkungen sind jedoch vor allem im Globalen Süden zu spüren: In Bangladesch, wo im Juli 2022 nach extremen Monsunhochwassern mehrere Städte knietief unter Wasser standen. In Äthiopien, wo jahrelange Dürren die Gemüseernten zerstören. In Mexiko, wo der Boden versalzt und die Landwirt*innen auf weniger fruchtbare Flächen ausweichen müssen.

Das ist alles andere als fair.

Deshalb ist es wichtig, dass die vielen Haupt- und Ehrenamtlichen des Fairen Handels sich mit der diesjährigen Fairen Woche für Klimagerechtigkeit engagieren. Im Globalen Süden unterstützen sie die Menschen dabei, die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen. Dazu gehört zum Beispiel, dass Initiativen des Fairen Handels klimaresistente Anbaupraktiken fördern und Landwirt*innen gegen Klimarisiken absichern.

Eine besondere Rolle spielen dabei Frauen. Sie sind zum einen in besonderem Maße von den negativen Folgen des Klimawandels betroffen, wenn sie zum Beispiel bei Dürren deutlich längere Wege zum Wasserholen zurücklegen müssen. Sie sind zum anderen aber auch Triebkraft hinter klimaschützenden Maßnahmen: Sie wissen beispielsweise, welches Saatgut unter veränderten klimatischen Bedingungen am besten gedeiht. Es ist daher entscheidend, dass sich Klimaschutzmaßnahmen auch speziell an Frauen richten.

Die Faire Woche regt seit über 20 Jahren Menschen dazu an, sich intensiv mit dem Fairen Handel zu beschäftigen. Sie zeigt, was jede*r Einzelne von uns tun kann und dass eine nachhaltige, umweltbewusste Lebensweise für einen strukturellen Wandel unabdingbar ist. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Faire Woche, mit dem Raum, sich auszutauschen und voneinander zu lernen, um Klimagerechtigkeit voranzubringen und die Globalisierung ein Stück fairer zu machen.

Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

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