Grußwort des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller zur Fairen Woche 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

"Fair statt mehr": Das diesjährige Motto der Fairen Woche ist aktueller denn je.
Die weltweite Corona-Pandemie macht deutlich, wie eng wir auf der Welt verbunden und wie verwundbar wir sind. In nur wenigen Wochen breitete sich das Virus über die gesamte Erde aus. Es brachte das öffentliche Leben zum Erliegen, unterbrach globale Lieferketten und stürzte so Millionen Menschen in Arbeitslosigkeit und Existenznot – viele von ihnen ohne jede soziale Absicherung. Die Folgen sind Hunger, Not und Elend.

Die Ärmsten in den Entwicklungs- und Schwellenländern brauchen unsere Solidarität – erst recht in Krisenzeiten. Dazu gehören neben dem Aufbau eines starken Gesundheitswesens, der sozialen Absicherung und der Sicherung der Arbeitsplätze auch faire Lieferbeziehungen.
Eine Konsequenz der Corona-Krise ist klar: Es kann keine Rückkehr zur weltweiten Normalität der Globalisierung geben. Wir müssen in vielen Bereichen umdenken, was wir tatsächlich für ein gutes Leben brauchen und wie wir dieses gestalten wollen. Die Pandemie zeigt, wie wichtig Gerechtigkeit in der Globalisierung ist: mit klaren Spielregeln, Gesundheitsstandards, Arbeitsschutz und sozialen Sicherheitsnetzen. Das Wohl der Menschen ist nicht verhandelbar.

Das heißt auch: faire Preise, die Existenzen sichern und dem Naturverbrauch entlang von globalen Lieferketten einen Preis geben. So schaffen wir Zukunftsperspektiven, stärken die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften und erhalten unseren Planeten.

Denn noch nie wurden mehr Ressourcen abgebaut, abgeholzt oder verbrannt: für Mikrochips aus Koltan, für billiges Palmöl und Schokolade, für Grillkohle aus Tropenholz, für Rinder-Steaks. Kinder schuften für unseren Kaffee auf Plantagen, Näherinnen in Textilfabriken arbeiten 14 Stunden ohne Pause, Kakao-Bauern verdienen Hungerlöhne. Die gesamte Menschheit verbraucht pro Jahr die natürlichen Ressourcen von fast zwei Erden.

Dieser Lebensstil hat keine Zukunft – er nimmt Zukunft. Wir erwirtschaften unseren Wohlstand auf dem Rücken der Schwächsten, unserer Enkel und unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das ist unfair und führt ökologisch ins Verderben. Denn wir haben nur diese eine Erde. Unser Konsum darf nicht länger auf Kosten von Mensch und Natur gehen!

Die Faire Handels-Bewegung arbeitet seit 50 Jahren daran, dies zu ändern: Fairer Handel rückt die Menschen am Anfang der globalen Lieferketten in den Mittelpunkt – damit die Menschen von ihrer Arbeit und in Würde leben können.

Fairer Handel stoppt die Ausbeutung von Mensch und Natur. Und er hat bereits das Leben von mehr als 2,5 Millionen Menschen in kleinbäuerlichen Betrieben in Afrika, Asien und Lateinamerika verbessert.

Als Entwicklungsminister unterstütze ich die Faire Woche und den Fairen Handel aus vollster Überzeugung. Wir sind seit Jahren enge Partner für eine gerechte Globalisierung. Ich freue mich vor allem, dass der Markt mit fair gehandelten Waren in Deutschland weiter rasant wächst – in den letzten fünf Jahren hat sich der Umsatz verdoppelt! Aber trotzdem sind erst fünf von hundert in Deutschland getrunkenen Tassen Kaffee fair gehandelt. Da ist noch viel Luft nach oben! Deshalb ist die Aktionswoche „Faire Woche" so wichtig.

Engagieren Sie sich, kaufen Sie nachhaltig und fair zertifiziert ein. Sie bestimmen mit Ihrem Einkaufskorb mit, unter welchen Bedingungen unsere Produkte hergestellt werden. Mit jedem Pfund fairem Kaffee tragen Sie zu einem auskömmlichen Einkommen für Kaffeeproduzentinnen und -produzenten bei, stoppen Kinderarbeit, stärken lokale Kooperativen und tun etwas für den Boden-, Wald- und Artenerhalt.

Auch das Bundesentwicklungsministerium hat im letzten Jahr einen wichtigen Schritt  für eine gerechte Globalisierung geschafft: Seit September 2019 gibt es den "Grünen Knopf" – das erste staatliche Siegel, das sozial und ökologisch nachhaltig hergestellte Textilien auszeichnet.

Wir bauen dabei auf anerkannte Nachhaltigkeitsstandards wie Fairtrade, GOTS oder Oeko-Tex auf. 35 Unternehmen machen bereits mit: von großen Einzelhändlern über anerkannte Nachhaltigkeitsvorreiter. Bei Ihrem nächsten Einkauf können Sie ab jetzt faire Textilien leicht am Grünen Knopf erkennen.

Beim Forum Nachhaltiger Kakao setzen wir uns zusammen mit unseren Partnern des Fairen Handels für anspruchsvollere Kriterien für nachhaltigen Kakao in Deutschland ein. So wollen wir auch die Anforderungen an Fairness im konventionellen Kakao-Markt weiterentwickeln.

Als Schirmherr der 19. Fairen Woche möchte ich mich aber vor allem ganz herzlich bei den vielen Engagierten und Ehrenamtlichen in Weltläden und Vereinen bedanken, die den Fairen Handel aus der Nische holen und die Aktionswoche zum Erfolg machen. Eine besondere Freude sind mir dabei die unglaublich kreativen Initiativen der „Fairtrade-Schulen", der Fairtrade-Towns und des Wettbewerbs „Hauptstadt des Fairen Handels“.

Sie schaffen Bewusstsein für globale Zusammenhänge, für soziale Fairness und die Notwendigkeit nachhaltig zu leben. Sie zeigen, dass jede und jeder einen Beitrag leisten kann für eine faire Welt. Sie überzeugen und verändern die Welt.

Alle Besucherinnen und Besucher lade ich ein, sich von den vielen vorgestellten Aktionen und freiwilligen Initiativen begeistern und inspirieren zu lassen. Engagieren Sie sich und #fairhandeln Sie mit!

Ich wünsche allen Beteiligten eine spannende und erfolgreiche Faire Woche!

Dr. Gerd Müller
Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

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